Leben in Dagoretti

17.04.2019

Mittlerweile bin ich jetzt schon über zwei Monat in Nairobi und habe mich im Projekt sehr gut eingelebt. 

Zu Beginn wurden wir regelrecht ins kalte Wasser geworfen und irrten ein wenig herum. Um ehrlich zu sein wusste ich nicht so wirklich, wo ich jetzt eigentlich etwas Nützliches beitragen kann. Mittlerweile läuft aber alles viel besser. Ich bin in der Computerklasse gut eingebunden und unterrichte zum Großteil auch selbst. Meine Unterrichtsinhalte umfassen das Programm PowerPoint und Excel, Jonathan, der lokale Computerlehrer, unterrichtet Windows und Word. Da die Computerclasses dieses Jahr das erste Mal angeboten werden, steht noch nicht wirklich ein fixes Programm fest. Zur Zeit bin ich aber dabei, zumindest ein Programm für meinen Teil des Unterrichts zu erstellen, das dann auch von Lehrern verwendet werden kann. Neben mir unterrichtet auch der lokale Lehrer zum ersten Mal eine Computerklasse und ist generell erst seit kurzem Lehrperson, wobei ich ihn leider nicht als sehr motiviert empfinde.

Die Computerclasses dauern drei Monate und es kommen laufend neue Schüler hinzu. Das erschwert die Situation ein wenig, da wir viele Schüler auf unterschiedlichem Niveau unterrichten. Zurzeit besteht die Klasse aus neun Schülern, die alle zwischen 18 und 25 Jahren sind, also ca. in meinem Alter. Zugegeben ist die Zusammenarbeit mit den Schülern hier manchmal auch etwas anstrengend, weil diese teilweise aus sehr schwierigen Verhältnissen stammen. Im Großen und Ganzen sind jedoch alle sehr nett und bereit zu lernen.

Auch die Kinder des Litracyprogramms bekommen Computerunterricht, nämlich zwei Stunden pro Woche. Parallel dazu wird mit den jüngeren Schülern mit Tablets gearbeitet bzw. gespielt. Da es jedoch nicht genug davon gibt, zeichnet der andere Teil der Klasse in der Zwischenzeit.

Die Arbeit mit den Kindern ist sehr spannend und macht großen Spaß, kann aber auch sehr anstrengend sein. Teilen und gemeinsames Spielen ist für die Kinder eine große Herausforderung und endet zumeist mit einem Konflikt.

Generell ist der Gesprächston unter den Kindern sehr rau, aber das muss er wahrscheinlich auch sein, denn ansonsten hat man hier in dieser Umgebung keine Chance zu "überleben". Auch die Sprachbarriere, die Kinder sprechen teilweise nur Kiswahili, macht die Sache nicht einfacher. Die jungen Kinder verstehen uns kaum bis gar nicht, wobei sie immer mehr englische Wörter aufschnappen. Und im Gegenspiel dazu können wir wiederum ein paar Wörter Kiswahili von ihnen lernen. 

Michael mit einer Schihose bei 30°C
Michael mit einer Schihose bei 30°C

Die Schule in Dagoretti ist wahnsinnig wichtig. Sie gibt Kindern und Eltern aus den ärmlichsten Verhältnissen eine Chance auf Schulbildung und eine warme Mahlzeit pro Tag. Dabei handelt es sich laut den Sisters bei machen Kindern um die einzige nahrhafte Mahlzeit des Tages. 

Wir selbst leben im Mutuini Eductional Center (MEC), einer offiziellen Schule. Es ist immer sehr spannend mit diesen Kindern dort zu interagieren und zu spielen. Alle verstehen perfekt Englisch, auch die 4-jährigen, und können sich an aufgestellte Regeln halten sowie teilen. Hier wird einem noch bewusster, wie wichtig das Umfeld bzw. die Familie eines Kindes ist und man kann wirklich erkennen, dass die Kinder aus dem Litracyprogram aus schwierigen Verhältnissen kommen. Trotz all dem sind es im Herzen einfach nette, liebevolle Kinder, die leider nicht das Glück hatten z.B. in Europa das Licht der Welt zu erblicken. Schließlich können sie selbst auch nichts für ihr Verhalten. Wir versuchen deshalb für sie da zu sein, mit ihnen zu spielen und zu lernen, sodass diese Kinder ihr Leben außerhalb der Schule ein wenig vergessen können.

Ein kurzer Einblick zu unseren Erlebnissen außerhalb des Projektes

Wir wissen mittlerweile einigermaßen wie das Matatu System (Matatu = öffentliche Busse) funktioniert und unternehmen an Samstagen auch immer kleine Trips in verschiedene Stadtteile. Zum Beispiel ins Stadtzentrum oder nach Karen.

Matatu Haltestelle
Matatu Haltestelle

Nairobi ist generell anders als jede Stadt, in der ich bis jetzt war. Auf den Straßen ist viel mehr los, überall sind Menschen, selbst auf der Autobahn. Dort findet man auch Ziegen und Kühe. Die verschiedenen Stadtteile könnten unterschiedlicher nicht sein. Das Stadtzentrum ist modern, aber begibt man sich in äußere Teile, nimmt alles schnell Slumcharakter an. Jedoch gewöhnt man sich recht schnell an alles und  man bekommt ein Gespür für die Umgebung. 

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